Der Geringste unter den Menschen ist derjenige, der kein
Streben besitzt Aber das Streben hat unterschiedliche
Auspragungen Und diejenigen, die irgend etwas anstreben
unterscheiden sich voneinander in ihren Fahigkeiten und
ihrer Willensstarke. Egal, ob begabt oder talentlos, keiner
hat etwas dagegen, ein an seine Adresse gerichtetes Lob zu
horen Sie erwarten ein Lob, egal, ob sie es verdient haben
oder nicht.

Die Menschen verkehren mit Menschen ihrer engsten
Umgebung und teilen ihnen ihre innigsten (Gedanken mit
Sie warten eher auf ein Lob von denen, die mit ihnen leben
und sie kennen, als von unbekannten und fremden Leuten
Die einen streben nach Ehre Die anderen nach Reichtum,
egal auf welche Weise, wenn auch durch Habgier oder List.
Wer Reichtum erlangt hat, hat keine Sunden* oder, Die
Reichen haben ein helles Antlitz sagen ste und wissen
dass sie von niemandem verurteilt werden Im Reichtum
sehen sie ihre Haupttugend und Ehre Nach ihren verzerrten
Sitten zu urteilen, kan man sagen, dass es auch so Ist Aber
wenn man das vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet,
so Ist es eine der abscheulichsten Untugenden
Die einen mochten den Ruf des Tapferen, des Heiligen oder
des Bays haben Die anderen weichen dem Ruf des
Hinterlistigen, Gerissenen und Neunmalklugen nicht aus
Sie prahlen mit ihrem schlechten Ruf und versuchen sogar,
fur sich daraus einen Vortel zu gewinnen
Alle streben nach Irgend etwas. Sie streben danach zu lesen,
aber nicht in Buchern, Sondern in den (Gesichtern der
Menschen Sie schauen und das Ist, als ob sie den Pulsschlag
fuhlen und bestimmen: Heute Ist also dies und jenes gefragt,
und mit dieser Sache hier kann man ein gutes (geschafft
machen.
Man sagt, dass man, bevor man die Wissenschaft aus Buchern
lernt, zuallererst die Seele und die Gedanken vom Schmutz
reinigen sol und erst dann zu lesen beginnen moge
Wenn du es vorziehst, aus Gesichtern zu lernen, setze das
Begonnene fort, bemuhe dich nicht, dich zu reinigen, denn
niemand sieht doch, was du dort in der Seele hast. Man
sagt, je mehr Falten und Kerben es dort gibt, desto fester
und unantastbarer Ist der Wohlstand.
Und nun urtele, wer was lernt und wonach er strebt.

Abai(Абай Құнанбаев)