Diejenigen, die sich die Wissenschaft aneignen mochten,
musen die Bedingungen kennen, ohne die das Ziel nicht
zu erreichen Ist.
Erstens, wenn du dir Kenntnisse erwirbst, stell dir nicht die
Aufgabe, durch sie irgendwelche Vortele zu gewinnen. Um
sich mit der Wissenschaft zu beschaftigen, muss man Sie
vor allem lieben und nach ihr streben. Wenn du Kenntnisse
als hochstes Wohl schatz, bringt jeder Gewinn neuer
Erkenntnisse deiner Seele Ruhe und Befriedigung.

Behalte
gut, was fur dich neu Ist, dann entsteht Streben nach
Forschung und Liebe zur Wissenschaft. So behalt das
Gedachtnis das, was du gesehen und gehort hast.
Wenn aber deine Gedanken mit anderem befasst sind, und du
suchst nach der Wissenschaft aus Habgier, so wird deine
Beziehung zu ihr sein, wie das der Stiefmutter zum Stiefsohn.
Wenn die Seele und die Gedanken wirklich der Wissenschaft
wohl geneigt sind, wird auch die Wissenschaft selbst gewogen
sein und sich leicht aneignen lassen. Mit geteilter
Gewogenheit wird sie auch nur geteilt angeeignet.
Zweitens, wenn du die Wissenschaften erforschst, stell dir klare
und edle Ziele. Strebe nicht danach, dir Kenntnisse mmit
anderen zu streiten Innerhalb vernunftiger Grenzen helfen
die Dispute, Uberzeugungsstarke zu gewinnen, aber die
ubermalbige Begeisterung fur sie verdirbt den Menschen nur
Die Liebhaber von Wortgefechten beginnen die Streite am
haufigsten nicht zur Klarung der Wahrheit, sondern um durch
ihr Wissen zu glanzen und um die anderen zu besiegen
Solche Streitigkeiten bringen Neid, sie machen das Leben
nicht menschlicher, sie dienen nicht der Wissenschaft. im
Gegentel, sie verwirren die Menschen. Das Ist die Be-
schaftigung der Friedensstorer
Derjenige, der Hunderte von Leuten vom richtigen Wege
abbringt, Ist nicht den kleinen Finger desjenigen wert, der
wenigstens einen Menschen auf den rechten Weg bringt!
Ja, die Dispute sind einer der Wege der Wissenschaft, aber
wer sich auf sie einlass, riskiert, ein selbstzufriedener
Dunkel und neiderfulter Schwatzer zu werden. Solch einem
Menschen sind im Streite weder Betrug noch Verleumdung
und arges, entwurdigendes Schimpfen fremd
Drittens, wenn du die Wahrheit erreicht hast, weiche nicht
ab, Sogar vor Todesangst nicht Wenn deine Kenntnisse dich
nicht uberzeugen konnen, denke nicht, das jemand anders
sie schatzt.
Wenn du selbst deine Kenntnisse nicht schätzt, wie kann
man von anderen Anerkennung erwarten?
Viertens, es gibt zwei Mittel, um zur Vermehrung der
Kenntnisse beizutragen. Eines von ihnen ist Mulachasa* und
das andere ist Mnchafasa? Diese Fähigkeiten müssen
ununterbrochen vervollkommnet werden. Ohne sie in sich
nicht zu festigen, können die Kenntnisse nicht vermehrt
werden.
Fünftens, im 19. Wort ist über die vier vernichtenden Mängel
der Klugheit geschrieben, unter ihnen ist ein Mangel, den
wir Sorglosigkeit und Müsigkeit nennen
Meine Seele, ich flehe dich an, bewahre dich vor diesem
Übel! Es ist für Gott, für die Menschen, die Vernunft und
die Ehre vernichtend. Es ist allem Feind. Aber dort, wo das
Gewissen lebt, findet dieses Übel keinen Platz.
Sechstens, das Gefäß, das die Klugheit und die Kenntnisse
bewahrt, Ist der Charakter des Menschen. Erziehe deinen
Charakter! Du kannst die Charakterstarke verlieren, indem
du dich dem Neid und dem Leichtsinn ergibst und dich
Immer wieder von fremden Reden und spontanen
Begeisterungen beeinflussen lässt Das Lernen wird keinen
2mulachasa arabisch Hohe Kunst der Polemik
Muchafasa: Beharrlichkeit in der Verteidigung der eigenen Position
Nutzen bringen, wenn es keine zuverlässige Kammer fur
die Kenntnisse gibt
Um die gestellten Ziele zu erreichen und den Pflichten treu
zu bleiben, mus der Charakter des Menschen unverander-
lich, entschlossen und willensstark sein und fähig, die
Nüchternheit des Verstandes und die Reinheit des Gewissens
zu bewahren.
Ales mus der Vernunft und der Ehre dienen.

Abai(Абай Құнанбаев)